Gülle, Schweiß und Energie: Bau einer Mini-Biogas-Anlage beim Projekt „Junge Biosphäre“

„Das Prinzip ist eigentlich ganz einfach: Da kann alles rein, was eine Kuh auch fressen würde!“ So stellt Katrin Pütz uns die Wirkungsweise der Mikro-Biogasanlage vor. Das was viele als große Tanks in der Landschaft kennen, funktioniert nämlich auch im Kleinen. Es sind quasi nur zwei gasdichte Gewebesäcke, die über ein Rohr- und Schlauchsystem angeschlossen werden. Frau Pütz hat dieses simple Prinzip mit ihrem „Social Business“ (B)energy entwickelt und schafft damit ein weltweites Netz aus Installateuren, Gasproduzenten und Endverbrauchern. Ihr geht es nicht darum, Profit zu machen, sondern das Biogas den Menschen näher zu bringen und letztlich auch Wirtschaftssysteme vor Ort zu schaffen und zu unterstützen. Das Beste daran ist, dass augenscheinlicher Abfall genutzt wird, um das Gas zu produzieren und im Anschluss sogar noch als Dünger fungiert.

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Bildautorin: Luisa Morlo

„Wir setzen den Abfall ein, um einen nachhaltigen Kreislauf zu erzeugen“ so Pütz. Auch wenn die Vorstellung des Systems und der Idee Biogas freitags nur digital stattfand, wurde dennoch jede Menge Hand angelegt. Schon bei einem Vorbereitungstermin im Mai waren circa 15 Leute dabei, und am 25. Juni haben nochmal 13 Engagierte angepackt. Möglich ist das Projekt durch das Engagement und die Idee von Michelle Herrmann und Tobias Binkle. Die beiden Studierenden kamen im Rahmen eines Junge-Biosphäre-Workshops im vergangenen Jahr auf die Projektleiterin Carmen John zu und entwickelten dann gemeinsam das Konzept für das Biogas-Projekt. Durch die Kooperation der Jungen Biosphäre mit der aej saar (Arbeitsgemeinschaft der evangelischen Jugend) wurde der geeignete Ort für den Aufbau der Anlage gefunden: im Jugendgarten der aej. Außerdem gab es bei der Umsetzung des Biogas-Projektes Unterstützung von Studierenden der HTW Saar, die im Rahmen eines Semesterprojekts mit der Jungen Biosphäre und dem Biosphärenzweckverband Bliesgau arbeiten.
Finanziert wurde das Ganze dank einer Förderung der Jungen Biosphäre durch Saartoto und Eigenmitteln der aej. Und so funktioniert es: Als Starter braucht die neu errichtete Anlage Gülle, welche der Biolandhof Wack gestiftet hat. „Der Transport der 2000 l flüssigem Kuhdung war spannend und hat uns zu kreativen Höchstleistungen angetrieben“, fasst Lennart Berwanger von der aej saar zusammen. „Der Zuweg zu unserem Garten in St. Arnual ist sehr schmal und daher mussten wir auf Maischefässer und Schubkarren zurückgreifen.“
Gemeinsam wurde so ein ganzer Samstag gearbeitet und geschwitzt. „Es ist wichtig, zügig Alternativen zu fossilen Energieträgern bereitzustellen und zu nutzen“, erläutert Initiatorin Michelle Herrmann. „Biogas und -methan scheint auf den ersten Blick ein perfekter Ersatz für unser Erdgas zu sein - allerdings ist die Thematik nahezu vollständig aus dem öffentlichen Diskurs verschwunden und war in der Vergangenheit häufig negativ konnotiert.“
Wer mehr über Biogas und die Wirkungsweise der Anlage kennenlernen will, kann sie sich vor Ort erklären lassen und ins Gespräch kommen. „Wir arbeiten außerdem gerade daran Infotafeln und Materialien zu erstellen, die vor Ort installiert werden sollen“, erklärt Carmen John, die das Projekt Junge Biosphäre koordiniert. So sollen auch in Zukunft Jugendgruppen, Schulklassen oder Interessierte über die Themen Erneuerbare Energie und Biogas informiert werden können. Wieviel Gas letztendlich in der Anlage gesammelt wird, testet die Projektgruppe im Sommer bei einer gemeinsamen Kochaktion im Garten.

Veranstaltungen der Jungen Biosphäre im Frühjahr

Wir hoffen, dass nach dem langen Corona-Winter das Frühjahr wieder entspannter wird...deshalb haben wir eine Reihe an Seminaren für euch geplant und freuen uns über eure Beteiligung! 😊Wir achten natürlich immer auf die Sicherheits- und Hygienemaßnahmen, damit wir euch eine schöne, lehrreiche und stressfreie Zeit garantieren können. 

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Spannende Aktionen mit der Jungen Biosphäre (Bildautor rechts: Nicolas Lesch)

Hier wären unsere Termine:

1. Argumentationstraining gegen Klimawandelskepsis (in Koop. mit dem Biosphärenverein Bliesgau)
8. April (ab ca. 16:30 Uhr) -10.April 2022 (bis ca. 14:30 Uhr) im Spohns Haus in Gersheim
Ihr setzt euch mit Geschichte, Motiven und Arten der Leugnung des Klimawandels und Abwertung von nachhaltigem Handeln auseinander und lernt, Euren Forderungen für konsequente Klimaschutzmaßnahmen mehr Gehör zu verschaffen. Das Seminar ist inkl. Verpflegung und Übernachtung im Spohns Haus für euch kostenlos (Förderung durch Umweltministerium des Saarlandes sowie der Partnerschaft für Demokratie des Saarpfalzkreises im Bundesprojekt Demokratie leben)
Anmeldung: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

2. Mensch.Natur.Gesellschaft (FÖF e.V. in Koop. mit Adolf-Bender-Zentrum und Junge Biosphäre)
19. bis 22. April 2022 im Spohns Haus in Gersheim
Wir werden in den vier Seminartagen unterschiedliche Themen der politischen Bildung behandeln, aber den Themenfokus auf Naturschutz gegen Rechtsextremismus legen. Fester Bestandteil wird u.a. ein Workshop zu rechtspopulistischen Argumentationsmustern im Naturschutz, ein Expertengespräch zur „Neuen Rechten“ im Saarland sowie "Völkischen Siedlungsbewegungen", ein Aussteigergespräch mit einem ehemaligen NPD-Mitglied, ein Workshop zu Alltagsrassismus sowie rechtspopulistischer Erinnerungskultur und rechtsextremistischen Strategien sowie Social Media in Deutschland sein. Hierfür haben wir bundesweite Referierende und Expert*innen gewonnen.Ein weiterer Höhepunkt wird eine Exkursion in die Gedenkstätte "Neue Bremm" mit anschließendem Zeitzeugengespräch sein.Das Bildungsprojekt ist im Bundesprogramm Demokratie leben gefördert: Für dich bleibt die Seminarteilnahme inklusive der Unterkunft, Verpflegung und Fahrtkosten daher kostenlos 
Anmeldung: bis 01.04.2022 unter https://mensch-natur-gesellschaft.de/anmeldung/

3. Wildnispädagogik im Rahmender Grünen Juleica (in Koop. mit der Naturschutzjugend-Saar)
13.-15. Mai 2022 im Wildnis-Camp Scheune Neuhaus
Vermittelt werden u.a. Fertigkeiten, die für das Leben in und mit der Natur wichtig sind (wie Feuer machen, Spuren lesen usw.). Auch wirst du zur Reflexion zum Verhältnis von Mensch und Natur und somit zu einem nachhaltigen Lebensstil angeregt.Das Seminar ist inkl. Verpflegung und Übernachtung für euch kostenlos (Förderung durch Umweltministerium des Saarlandes sowie der Partnerschaft für Demokratie des Saarpfalzkreises im Bundesprojekt Demokratie leben)
Anmeldung: https://naju-saar.de/seminare/aubildung-gruene-juleica/anmeldung

Arbeitseinsatz in der Kernzone Lindenfels

Von Lea Deckarm, Teilnehmerin im Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ)

Das Freiwillige Ökologische Jahr beim Biosphärenzweckverband ermöglicht uns nicht nur einen Einblick in die bürobezogene Arbeit, sondern auch im praktischen Natur- und Umweltschutz aktiv zu werden. Daher ging es für uns (die beiden FÖJ’lerinnen des Biosphärenzweckverbandes) vom 25. bis 28. Februar raus in den Wald.

LindenfelsBild der Sammelaktion am 29.02.20 (von Barbara Froehlich-Schmitt) und von einem Wildverbissschutz im Wald

In unserer Geschäftsstelle ging der Hinweis ein, dass in der Kernzone Lindenfels in Blieskastel alte Wildverbiss-Manschetten ihre Schuldigkeit getan haben und nun dem Wald und seinen Bewohnern eigentlich nur noch schaden. Gemeinsam mit Anita Naumann (Fachbereich 2: Naturschutz, Forschung, Monitoring) sammelten wir an den vier Tagen eine Menge von etwa 20 großen Müllsäcken. Das Wetter machte uns nicht selten einen Strich durch die Rechnung, doch wir nutzten jede trockene Phase für die Arbeit in der Kernzone.
Einige Wildverbiss-Hüllen lagen auf dem Waldboden verstreut während andere von den Bäumen abgewickelt werden mussten. Nicht selten waren die Manschetten bereits eingewachsen, was natürlich auch dem Baum schadete. Besonders erschreckend für uns war die Menge illegaler Müllablagerungen: Von Plastikplanen über Flaschen und Blumentöpfen bis hin zu einem Spülkasten einer Toilette (!!!) war wirklich alles dabei. Wenn man am frühen Morgen inmitten einer Kernzone steht und die besondere und ruhige Atmosphäre wahrnimmt, dann machen solche schandhaften Taten sehr wütend!
Am 29. Februar starteten wir um neun Uhr morgens mit fünf weiteren Helfern eine Freiwilligen-Aktion. Die Helfer waren bis zum frühen Nachmittag unermüdlich im Einsatz. Selbst als ein befahrbarer Weg im Wald für das Einsammeln der schweren Müllsäcke gesucht und teilweise Äste aus dem Weg geräumt werden mussten, blieb die gute Stimmung erhalten. Denn das Ergebnis konnte sich sehen lassen: Insgesamt wurden an diesem Tag zusätzlich etwa 20 Säcke mit Verbiss-Schutz abgefahren, darunter auch große Verbissschutz-Röhren.
Im Anschluss wurde sich, in gemütlicher Runde und bei guten Gesprächen, in der Geschäftsstelle des Biosphärenzweckverbandes gestärkt. Die Arbeit in der Kernzone Lindenfels war für uns eine willkommene Abwechslung und ein voller Erfolg. Leider war es durch die beginnende Brut- und Setzzeit nicht möglich, sämtliche Wildverbiss-Manschetten in der Kernzone einzusammeln. Daher ist ein weiterer Arbeitseinsatz im Herbst 2020 angedacht.

World Cleanup Day in Kleinblittersdorf

Bei bestem Wetter startete die Müllsammelaktion zum World Cleanup Day in Kleinblittersdorf, wie in allen Ortsteilen, um 10:00 Uhr. Als Treff- und Sammelpunkt wurde der P+R-Parkplatz an der Freundschaftsbrücke gewählt. Hier trafen sich gut 40 Teilnehmer, darunter auch die Jugendwehr der Freiwilligen Feuerwehr Kleinblittersdorf, der Integrationsbeauftragte Herr Mrazzen mit mehreren Familien, vier Vertreterinnen des Biosphärenreservat Bliesgau sowie Familien und Anwohner aus Kleinblittersdorf, aber auch Gäste von außerhalb.
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Bevor sich die Teilnehmer im Ort verteilten, statteten sich alle mit Müllgreifern, Müllsäcken und Handschuhen aus, die von der Gemeinde, aber auch dem Biosphärenzweckverband mit Hilfe einer Förderung durch den „Ehrensache Natur“-Förderpreis von Nationale Naturlandschaften e. V. zur Verfügung gestellt wurden. Zusätzlich erhielten alle Interessierten Taschen-Cleanups von Cleanup Saarland. Die Raucher unter den Teilnehmern wurden mit Taschenaschenbecher von TobaCycle ausgestattet.

In den knapp zwei Stunden wurde am Freibad, Richtung Robert Jeanrond-Bürgerpark, am Bahnhof sowie Richtung Bübingen gesammelt. Von allen Helfern wurden ca. 65 Kilogramm Müll – hauptsächlich Verpackungsmaterial aus Plastik - zusammengetragen. Ein Augenmerk wurde auch auf den „neuen Müll“, die Einwegmasken gelegt. Hiervon wurden in Kleinblittersdorf 93 Stück gefunden.
Viel auffälliger war jedoch die Menge des „unsichtbaren“ Mülls, der schon seit Jahren auf den Straßen zu finden ist. In den gut zwei Stunden wurden ca. 6.500 Zigarettenstummel von den Straßen, aus den Rinnsteinen und zwischen Kopfsteinpflaster separat gesammelt. Diese werden nun über Arno Meyer (aus dem Cleanup Saarland-Netzwerk) an Tobacycle weitergegeben.

Abschließend wurde die Aktion mit Brezeln und Getränken vor dem Rathaus beendet.
Nach dem etwas verhaltenem Start im letzten Jahr, war die Resonanz der diesjährigen Aktion wirklich Klasse.Vielen Dank auch an die Gemeinde Kleinblittersdorf, die freiwilligen Helfer und Sebastian Haßler von der Cleanup-Gruppe „Pro Biosphäre – Aufräumen im Bliesgau“, der die Organisation und Planung vor Ort übernommen hat.

Das Projekt wurde von Nationale Naturlandschaften e. V. mit dem „Ehrensache Natur“-Förderpreis 2021 ausgezeichnet. Als Aktivität im bundesweiten Freiwilligenprogramm „Ehrensache Natur“ dient es insbesondere der Förderung des freiwilligen Engagements und der biologischen Vielfalt. Die Auszeichnung ist mit einer finanziellen Förderung durch The North Face, die EuropeanOutdoor Conservation Association und Nationale Naturlandschaften e. V. für die Projektumsetzung verbunden.

Periodische Evaluierung des Biosphärenreservates 

Alle zehn Jahre überprüft die UNESCO, ob die von ihr anerkannten Biosphärenreservate ihre Anerkennung auch behalten dürfen. In den Jahren 2018-2021 hat das Biosphärenreservat Bliesgau seinen ersten Evaluierungsprozess durchlaufen. 

Basis dieser Überprüfung war ein durch den Biosphärenzweckverband erstellter Evaluierungsbericht, der mit MAB-Nationalkomitee abgestimmt werden musste. Dieses ist für die deutschen UNESCO-Biosphärenreservate und ihre Evaluierung zuständig. Im Oktober 2018 besuchte das Evaluierungsteam des MAB-Nationalkomitees  persönlich die Biosphäre Bliesgau um sich ein Bild zu den Fortschritten vor Ort zu machen und um Gespräche mit den Akteuren der Region, aber auch mit den für die Biosphäre zuständigen Institutionen, zu führen.

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Die Endfassung des Evaluierungsberichtes wurde am 15. März 2019 durch das saarländische Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz an das deutsche MAB-Nationalkomitee übergeben. Im September hat dieses den Bericht zusammen mit seiner Stellungnahme an die UNESCO in Paris weitergeleitet. Die UNESCO wiederum hat den Evaluierungsbericht zunächst im sogenannten Advisory Comittee und danach im Internationalen Koordinierungsrat beraten.

In seiner 33. Sitzung vom 13.-17.9.21 in Abuja (Nigeria) hat der Internationale Koordinierungsrat schließlich die Anerkennung des Biosphärenreservates Bliesgau um weitere 10 Jahre verlängert. Die UNESCO lobte in ihrem Beschluss die Arbeit des Biosphärenreservates Bliesgau als Modell für eine nachhaltige Entwicklung, das aufzeigt, wie die Erhaltung der Artenvielfalt mit einer Kulturlandschaft in Einklang gebracht und gleichzeitig eine positive wirtschaftliche und soziale Entwicklung herbeigeführt werden kann. Sie stellte fest, dass die Zusammenarbeit zwischen den sieben Kommunen, dem Saarpfalz-Kreis und dem Land Saarland von einem partnerschaftlichen Miteinander geprägt ist und sich der Zusammenschluss in einem Zweckverband als eine innovative Führungsstruktur erfolgreich etabliert hat.

Die UNESCO als die UN Organisation für Erziehung und Wissenschaft begrüßte auch das Konzept für die Bildung für nachhaltige Entwicklung, das eine Reihe von Bildungsanbietern in der Region einbezieht und als Vorbild für das ganze Land dient. Sie lobte die Erprobung nachhaltiger Entwicklungsstrategien und die Projekte in den Bereichen Tourismus, Naturschutz, Regionalvermarktung und insbesondere Klimaschutz. Ferner bewertete die UNESCO auch Fortschritte bei der Zonierung positiv, da die Kern- und die Pflegezonen im Biosphärenreservat an Größe zugenommen haben. Sie stellte eine zunehmende Wahrnehmung des Biosphärenreservats Bliesgau in der Öffentlichkeit fest, was durch gezielte Kommunikationsprojekte unterstützt wurde. Auch das immer noch wachsende Partnernetzwerk sowie die Einbeziehung bestehender Institutionen und Interessengruppen in der Region fanden Anerkennung.

Zum Herunterladen:
- Evaluierungsbericht Teil A
- Evaluierungsbericht Teil B
- Stellungnahme des MAB-Nationalkomitees an die UNESCO
- Fragebogen der UNESCO

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