Pressemeldung des NABU Saarpfalzkreis

Bunt, bekannt, bedroht

Der Eisvogel, fliegendes Gewässerjuwel

Meisterfischer, Königsfischer, blauer Blitz oder fliegender Edelstein wird er genannt– der Eisvogel ist einfach ein Vogel der Superlative. Obwohl er nirgends häufig und nicht leicht zu beobachten ist, ist er einer der bekanntesten Vertreter unserer Vogelwelt und das nicht erst seit der Bierwerbung im Fernsehen. Mehrere Faktoren sorgen für seine Popularität: Er ist der einzige Vertreter der Eisvogel-Familie in Mitteleuropa, seine Gefiederfärbung ist exotisch und unverwechselbar und er betreibt spektakulären Fischfang.


Nach einem Vorbeiflug lohnt die Nachsuche mit dem Fernglas. Nicht selten hat sich der Eisvogel auf einer der regelmäßig angeflogenen Sitzwarten nieder gelassen, bevor er sich kopfüber ins Wasser zur Jagd begibt. Nur ca. jeder 4 Stoßtauchversuch ist erfolgreich. Ältere Vögel sind natürlich erfolgreicher als junge Eisvögel.
Reizvoll und bezaubernd ist seine Gefiederfärbung: Je nach Lichteinfall schimmern Flügel und Scheitel grünlichblau bis grün, über Rücken und Bürzel zieht ein azur- bis kobaltblauer Streifen. Damit erscheint der Eisvogel im Flug an Rücken und Schwanz am hellsten. Die Unterseite und Wangenflecken leuchten in warmem Orange-Braun, rein weiß sind die Kehle und Halsseitenflecken, die Beine rosarot. Der Schnabel der Männchen ist ganz schwarz, bei Weibchen hat der Unterschnabel eine rote Basis.

Aufgelöste Konturen

Trotz ihrer Buntheit sind Eisvögel nicht auffällig. Gerade die intensive Färbung verschafft dem Eisvogel beste Tarnung in seinem Lebensraum: Im ständigen Wechselspiel aus Licht und Schatten am Ufer lösen sich seine Konturen regelrecht auf und er ist mitunter schwer zu entdecken.
Typische Lebensräume sind fischreiche, von Bäumen gesäumte, nicht zu schnell fließende Flüsse und Bäche mit klarem Wasser und steilen Ufern. Als Flaggschiffart könnte kaum eine Art die Lebensgemeinschaft naturnaher Gewässer besser vertreten als der Eisvogel. Von seinem Lebensraum erwartet er zweierlei: Im Wasser reichlich Nahrung und über dem Wasserspiegel Steilufer als Brutplätze und Sitzwarten für die Jagd.
Mit einem silbernen Fischchen im Schnabel landet der Eisvogel auf einem Ast. Geschickt schlägt er den zappelnden Fisch dagegen und wendet ihn im Schnabel, so dass er ihn mit dem Kopf schlundwärts ausgerichtet schlucken kann. Kleine, vier bis fünf Zentimeter lange Süßwasserfische wie junge Bachforellen, Gründlinge, Elritzen, Plötzen, Rotfedern oder Stichlinge, seltener auch Insekten, kleine Frösche und Kaulquappen sind die Hauptnahrung. Für eine artenreiche Fischfauna braucht es unter der Wasseroberfläche eine gute Wasserqualität und strukturreiche Habitate für die Fischlarven.

Fischjagd per Fangstoß

Erbeutet werden Fische per Fangstoß. Dazu lauern Eisvögel auf Sitzwarten bis zu zwei Meter über der Wasseroberfläche oder schweben im Rüttelflug und stoßen dann Kopf voraus hinab. Sie tauchen bis zu einem Meter tief und greifen meist in weniger als einer Sekunde nach dem Eintauchen zu. Mit Beute im Schnabel starten Eisvögel mit abperlenden Wassertropfen durch oder bleiben erst kurz mit ausgebreiteten Flügeln auf der Wasseroberfläche liegen. Um die Beute optisch zu erkennen, brauchen Eisvögel klare Sicht, dann haben sie besten Jagderfolg. Im Trüben fischen sie nicht gerne und weniger erfolgreich.
Auch zur Körperpflege stürzen sich Eisvögel ins Wasser. Nach Fütterungen am Nest sieht man Badestürze zur Gefiederreinigung. Unverdaute Fischknochen würgen Eisvögel übrigens wie die Eulen als Gewölle aus.

Buddeln in der Steilwand

Der Nachwuchs wächst im Finstern auf. In Erd- und Sandwänden legen Eisvögel bis zu 90 Zentimeter lange, horizontale Röhren an. Und das mit vollem Körpereinsatz: Mit dem Schnabel wird gehackt und gegraben, mit den Füßen gescharrt und dem Schwanz die lose Erde geschoben. Je nach Material dauern die Arbeiten von wenigen Tagen bis zu einem Monat. Die Röhre endet in einem Nestkessel, in dem sechs bis sieben weiße Eier auf dem Untergrund liegen. Die erste Brut beginnt Ende März, Zweit- und Drittbruten dauern bis in den August. 18 bis 23 Tage brüten beide Eltern und versorgen die Brut 23 bis 27 Tage. Dann fliegen die Jungen aus, stürzen gleich wie die Alten ins Wasser und beginnen nach wenigen Stunden zu jagen. Zweit- und Drittbruten erfolgen oft als „Schachtelbrut“. Per Arbeitsteilung versorgt so ein Paar zwei Bruten: während sie auf den Eiern von Brut Nummer drei sitzt, stopft er noch bei Nummer zwei die hungrigen Schnäbel.
Frostwinter und Hochwasser sorgen für starke Bestandsschwankungen. In Extremwintern wie 1962/63 schrumpfen die Bestände auf unter ein Zehntel und erst nach einigen Jahren sind die Einbrüche ausgeglichen. Auch Hochwässer in der Brutzeit vernichten viele Bruten. Wer unter solch extrem wechselnden Lebensbedingungen lebt ist anfällig für Verluste und kompensiert diese mit viel Nachwuchs. Deshalb zieht jedes Paar pro Jahr sechs bis acht Junge groß. Denn 78 Prozent des Nachwuchses überlebt das erste Lebensjahr nicht.

Talsohle durchschritten

Für langfristige, europaweite Rückwärtstrends ist allerdings der Mensch verantwortlich: Mit Kanalisierung, Wasserbau, Uferverbauung und Verschmutzung nehmen wir Gewässern ihren natürlichen Lauf und dem Eisvogel Lebens- und Brutraum. Dramatische Bestandseinbrüche waren die Folge. Dank besserer Wasserqualität und eines ganzheitlicheren Gewässerschutzes ist die Talsohle des Bestandstiefs der 50er bis 70er Jahre durchschritten.
Dennoch sind Eisvögel nirgends häufig. Obwohl sie ganzjährig anwesend sind und nur bei Eislagen abwandern, sieht man die Einzelgänger selten. Nur während der Balz sind sie mit Verfolgungsflügen, lauten Rufen und Fischübergaben als Brautgeschenk auffälliger. Außerdem sorgt eine ausgeprägte Territorialität für konstanten Abstand zwischen den Revieren entlang eines Gewässers. Derzeit schätzt man den Bestand in Deutschland auf 6000 bis 8000 Brutpaare.

Freizeitaktivitäten gefährden massiv den Eisvogel

Eisvögel sind zwar oft nicht scheu, aber am Brutplatz gegenüber Störungen oder der bloßen Anwesenheit von Menschen sehr empfindlich. Neben Angeln direkt am Brutplatz ist der zunehmende Freizeitsport durch Kanu und Kajakfahren eine latente Bedrohung für den hübschen Vogel. Schon mehrere Boote verteilt auf den ganzen Tag zur Brutzeit können zur Brutaufgabe mit nachfolgendem Verhungern der Jungvögel in der Höhle führen.

Die Nied (Fluss im Westsaarland) ein sehr beliebtes und exzessiv genutztes Kanugewässer hat durch die permanenten Nutzung durch Bootstourismus ihren kompletten Brutbestand verloren obwohl der naturnahe Fluss für den Eisvogel bestens geeignet wäre.
An der Blies gibt es eine guten Eisvogelbestand. Etwa 20-25 Brutpaare besiedeln den etwa 100 km langen Fluss. Durch Maßnahmen zur Gewässerrenaturierung im Zuge der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie der haben sich neue Besiedlungsmöglichkeiten für den Eisvogel zwischen Webenheim und Limbach ergeben.
Durch die zunehmende Befahrung der Blies zwischen Reinheim und Saarguemines auf dem überwiegenden frz. Teil der Blies, hat der gute Bestand deutlich gelitten und der Bruterfolg ist eingebrochen. Deswegen muss die Kernforderung zum Schutz des Eisvogels erhoben werden, das im FFH- und Vogelschutzgebiet ein ganzjähriges Befahrungsverbot gilt und auf den freigegebenen Strecken ein Befahrungsverbot bis Mitte Juli aus Gründen des Eisvogelschutzes erfolgen muss.

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Eisvogel (Bildautor: EUROPARC Deutschland/ Bruno Dittrich) und sein Lebensraum, die Auenlandschaft der Blies (Bildautor: Axel Krieger)

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